Zugbrücken im Mittelalter
Was ist eine Zugbrücke?
Die erste Assoziation mit dem Wort Zugbrücke ist wohl das Mittelalter. Eine Burg mit einer hölzernen Zugbrücke, die im Fall eines Angriffes hochgeklappt wird oder das Burgtor und der Burggraben mitsamt Brücke. Aber wie funktioniert eine Zugbrücke und was genau ist das?
Wofür hat man Zugbrücken gebraucht?
Die Vorrichtung der Zugbrücke war bereits in der Antike bekannt. Hier wurden bei Belagerungstürmen oder Kriegsschiffen genutzt. Ihre Funktion der Sicherung war der Fokus und die primäre Aufgabe.
Im Mittelalter wurden Zugbrücken erstmalig eingesetzt, um den Zugang zu einer Burg zu kontrollieren. So konnte der Eingang, welcher durch ein sogenanntes Torhaus verlief, effektiv und schnell gesichert werden, indem die Zugbrücke hochgefahren wurde.
Meistens befand sich die Zugbrücke an dem sogenannten Haupttor der Burg. Das Haupttor bildet häufig einen Schwachpunkt in der Stadtbefestigung, da das Durchbrechen dieser relativ einfach war (besonders im Vergleich zu der Stadtmauer). Dieser Fakt machte die Tore besonders anfällig für Angriffe und ein häufiges Angriffsziel für Eindringlinge. Deswegen waren Zugbrücken so wichtig für die Sicherung der Stadt. Durch das Hochfahren dieser, wurden mögliche Schwachpunkte der Stadtbefestigung im Falle einer Belagerung oder einem Angriff von Feinden beseitigt.
Häufig führte die Zugbrücke über einen Burggraben, was nochmals besser gegen Feinde sicherte. Aber auch wenn diese nicht über einen Burggraben führten, wurden das Burgtor dennoch genügend abgesichert. Um schnell reagieren zu können, wurden Zugbrücken vermehrt an Türmen angebracht, da die Nachricht eines angreifenden Feindes dort zuerst bekannt war. Die Zugbrücke ist im militärischen Kontext auch als Fallbrücke bekannt.
Wie funktioniert eine Zugbrücke?
Die Zugbrücken im Mittelalter wurden auf zwei verschiedenen Arten gebaut, welche sich mechanisch voneinander unterscheiden. Einerseits gab es die Ketten- und Seilbrücke, bei welcher zwei Seile oder auch Ketten die Zugbrücke hochfahren. Diese verliefen parallel und wurden an den oberen Ecken der Brückenplatte angebracht. Dann verliefen die Seile weiter durch die Burgmauer. Dort endeten sie in einer Seilwinde. Die Winde konnte manuell eingeholt werden. So wurde die Brücke hochgezogen.
Andererseits wurde die Zugbrücke mithilfe der Hebelwirkung operiert. Die Seile oder Ketten wurden an einem Gegengewicht hinter der Mauer angebracht. Diese waren sogenannte „Schwungruten“ oder „Wippbäumen“. Durch das Bewegen des Gegengewichtes nach unten wurde die Brückenplatte der Zugbrücke nach oben bewegt und diese konsequent hochgefahren.
Zugbrücken im Wasserbau
Auch im Wasserbau wurde die Vorrichtung der Zugbrücken regelmäßig eingesetzt. Einerseits durch das Führen über einen Burggraben, welche häufig mit Wasser gefüllt waren. Andererseits als Brücke über Flüsse, denn vor allem im Mittelalter war das Überqueren einer Wasserstraße wichtig, um zum Beispiel Handel zu betreiben. Während Brücken für Passanten auf Fuß oder auf dem Pferd wichtig waren, waren Zugbrücken für die Schiffe und Boote wichtig. Häufig ragte ein Mast oder Ähnliches über die Brücke hinaus. Das Boot war demnach zu groß für die Brücke Um keinen Stau oder Probleme in der Handelskette zu verursachen, wurden Zugbrücken genutzt, da diese in solchen Fällen hochgeklappt werden können. So konnten Passanten und Schiffe gleichermaßen die Wasserstraße nutzen.
Dafür wurden meistens zwei gegenüberliegende Zugbrücken angebracht, welche beide hochgezogen wurden. Zudem verfügen die Zugbrücken im Wasserbau generell über die sogenannten Schwungruten und wurden generell nicht über Winden hochgefahren. Der Begriff Zugbrücke wird aufgrund der Nutzung im Wasserbau synonym mit vielen anderen Arten der beweglichen Brücke verwendet, wie zum Beispiel der Klappbrücke.
Der Unterschied zu anderen Brückenzügen
Wie bereits angesprochen, wird der Begriff Zugbrücke als Synonym für alle Arten der beweglichen Brücken genutzt. Trotzdem unterscheidet sich die Zugbrücke in einigen Aspekten.
Der wohl größte Aspekt bildet die ursprüngliche Nutzung, denn Zugbrücken wurden vor allem als Maßnahme gegen Eindringlinge und als Sicherung der Stadtbefestigung genutzt. Obwohl die Nutzung im Wasserbau den Schiffsverkehr maßgeblich vereinfacht hat, steht dieser Nutzen nur an zweiter Stelle.
Ein weiterer Aspekt ist die Technik der Vorrichtung. Zugbrücken werden anders als Klappbrücken oder Hubbrücken runter- und hochgezogen und unterscheiden sich baulich. Lediglich die Zugbrücke nutzt das Konzept der Seile oder Ketten. Jedoch werden Gegengewichte ebenfalls bei anderen beweglichen Brücken genutzt wie zum Beispiel der Klappbrücke.
Bekannte Zugbrücken
Viele Zugbrücken sind nur durch die dazugehörende Ritterburg oder Festung bekannt wie bei der Zugbrücke in der Festung Minden. Dennoch sind Zugbrücken ebenfalls anderweitig verbreitet, wie zum Beispiel in der Kunst, in welcher sie als Motiv dienen. So auch bei Vincent Van Gogh und seinem Gemälde „Die Zugbrücke“ aus dem Jahr 1888. Das Gemälde bildet nicht das einzige seiner Gemälde mit Zugbrücken, denn „Zugbrücke in Arles (Le Pont de Langlois)“ stellt ebenfalls eine Zugbrücke über Wasser dar.
Zugbrücken heute
Auch heute werden Zugbrücken weiter genutzt. In der Neuzeit werden sie zwar nicht mehr genutzt, um einen feindlichen Angriff oder Belagerungen abzuwehren, aber die bestehenden Zugbrücken sind immer noch wichtig für den Schiffs- und Bootsverkehr und finde dort ihren Einsatz. Dennoch werden die bestehenden Zugbrücken mittlerweile Stück für Stück ersetzt, da die manuelle Bedienung einerseits Zeit kostet. Andererseits sind die alten Brücken nicht auf den angestiegenen Verkehr ausgerichtet und werden stetig brüchiger und gefährlich. Durch die immer größer werdenden Schiffe sind die bestehenden Zugbrücken im Wasserbau häufig zu niedrig und zu eng, weswegen sie ebenfalls ersetzt werden.
Zudem lässt sich festhalten, dass Zugbrücken heutzutage überwiegend in mittelalterlichen Burgen zu finden sind und dort immer noch ihren Einsatz finden, wie beispielsweise als Touristenattraktion.
Häufig gestellte Fragen
Auch bei dem Thema Zugbrücken im Mittelalter gibt es Fragen, die häufig gestellt werden. Hier haben wir diese Fragen noch einmal aufgefasst und beantwortet.
Eine Zugbrücke wird durch Seile oder Ketten betrieben. Diese sind an den Ecken der Brückenplatte befestigt und können durch eine Seilwinde eingeholt werden. Eine zweite Art der Zugbrücke wird mithilfe von Gegengewichten, den sogenannten Wippbäumen oder Schwungruten betrieben. Diese sind ebenfalls an Seilen befestigt.
Eine Zugbrücke wird durch Seile oder Ketten betrieben. Diese sind an den Ecken der Brückenplatte befestigt und können durch eine Seilwinde eingeholt werden. Eine zweite Art der Zugbrücke wird mithilfe von Gegengewichten, den sogenannten Wippbäumen oder Schwungruten betrieben. Diese sind ebenfalls an Seilen befestigt.
Der Zweck der Zugbrücke lag in der Sicherung der Stadt. Da der Eingang häufig einen Schwachpunkt in der Sicherheit der Stadtbefestigung darstellt, wird die Zugbrücke genutzt, um diesen Schwachpunkt zu umgehen. Denn durch die Zugbrücke wird der Zugang zu einer Burg effektiv geschlossen und vor Eindringlingen geschützt. Zudem wurden Zugbrücken im Wasserbau und für die Durchfahrt von Schiffen verwendet.
Mehr erfahren!
Zugbrücke, Klappbrücke, Drehbrücke?
Was ist das und wo liegt der Unterschied
Die Hubbrücke in Magdeburg
Ein Herzstück der Magdeburger Skyline